Matze Hielscher: „Berlin ist over, Berlin ist wirklich vorbei“

In seinen Podcast spricht er mit den interessantesten Prominenten der Republik, nun sagte der Moderator in seinem Format „Hotel Matze“: Mit Berlin ist es vorbei. Aber wie konnte das geschehen? Mathias „Matze“ Hielscher, in Elsterwerda geboren, ist ein deutscher Medienunternehmer („Mit Vergnügen“), Podcaster, Buchautor, früher Indie-Band-Mitglied. In der letzten Folge seines erfolgreichen Podcasts war Philip Siefer zu Gast, Gründer des Kondomherstellers Einhorn. Doch der Moderator sorgt selbst für ordentliche Ansagen:
„Früher am Schlesischen Tor war es immer dreckig und vollgemüllt, wir haben gesagt, die ganzen Partytouristen machen alles dreckig. Aber nun stehen auch in den Vierteln, in denen meistens nur Berlinerinnen und Berliner wohnen, vollgepisste Matratzen, und die scheiß Hundebeutel hängen an Strommasten – ‚Wie bescheuert kann man eigentlich sein?‘ Und alle stellen ihren Unrat einfach raus.“
Die Menschen würden ihren eigenen Ort verunstalten. Für den Podcaster ein Zeichen dafür, dass die Menschen, die hier leben, ihre Stadt nicht mehr lieben. Und deswegen sei Berlin „over“. Hielscher lebt schon viele Jahre in der Hauptstadt, der es im Moment an einer Erzählung fehle. Berlin habe keine Geschichte mehr. „Wir sind nicht mehr so hip, nicht mehr drei Tage wach, nicht mehr arm oder sexy. Wir sind jetzt einfach nur so: ‚Was ist denn das eigentlich?‘“
Die Leute führen deshalb heute lieber nach Paris oder Kopenhagen. Berlin brauche etwas Neues zu erzählen. Der Gast in einem der meistgehörten Interview-Podcasts Deutschlands, Philip Siefer, versucht gegenzusteuern: „Ich liebe Berlin total. Meine Frau will ja auch nicht weg.“ Aber auch er kann im Weiteren einige Probleme nicht verkennen.
Ist Berlin wirklich so kaputt? Der Diss von Matze Hielscher erinnert an den Soziologen Heinz Bude, der der Berliner Zeitung in diesem Jahr Ähnliches sagte: „Berlin ist ausgebrannt.“ Man müsse einen Begriff von der Stadt haben, aber: „Diesen konkreten Begriff gibt es für Berlin nicht mehr. Die Stadt weiß für sich selber gar nicht mehr, was sie ist, ihre Deutungsbedürftigkeit ist enorm. Im Augenblick ist die Stadt nur noch Schaufenster für andere.“
Soziologe Bude hatte als Fazit eine steile These im Gepäck: „Ich glaube zum Beispiel, die Stadt muss teurer werden. Es ist zu einfach, sich hier nur so ein bisschen rumzutreiben, ohne langfristiges Interesse an der Stadt. Es ist hier immer noch zu billig.“ Ob Hielscher das auch so sieht?
Berliner-zeitung